Was versteht man unter Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Dies wird häufig mit dem 3-Säulen Modell erklärt.
Ökologische ökonomische und soziale Aspekte werden gleichermaßen berücksichtig.
Einige Beispiele für Gebäude sind:
- Ökologie durch die Wahl der Baustoffe
- Ökonomie durch Wirtschaftlichkeit und gute Vermietbarkeit
- Soziales durch ein hohes Wohlbefinden für die Nutzer
Was sind Gebäudebewertungssysteme?
Die nachhaltige Qualität von Gebäuden wird durch sogenannte Gebäudebewertungssysteme bewertet. Unter dem Dach des WGBC (World Green Building Council) gibt es verschiedene nationale Systeme, die sich inhaltlich unterscheiden.
Allen Systemen gemein ist eine Gebäudebewertung auf Basis im System definierter Kriterien über den gesamten Gebäudelebenszyklus von Planung über Bau und Nutzung bis zum Ende.
Die Kriterien werden in den Systemen jeweils durch eine systemspezifische Bepunktung gewichtet. Auf dieser Basis wird dann die objektspezifische Gebäudezertifizierung (z.B. DGNB Platin, LEED Gold etc.) verliehen.
Beispiele für Zertifizierungssysteme sind:
- DGNB (Deutschland)
- LEED (USA, Indien, Italien und diverse Länder mehr)
- BREEAM (Großbritannien)
Darüber hinaus gibt es weitere national relevante Zertifizierungssysteme.
Welche Gebäudebewertungssysteme sind in Deutschland relevant?
QNG - Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (seit 2022)
Das QNG ist eine Antwort des Bundes zu den Herausforderungen des Green Deals.
Es schafft förderfähige Anreize für nachhaltige Gebäude und ist Voraussetzung für das KFW-Förderprogramm Klimafreundlicher Neubau-Wohngebäude.
Voraussetzung für die QNG-Zertifizierung von Wohngebäuden ist eine Zertifizierung nach den Bewertungssystemen DGNB, BirN oder NaWoh. Zusätzlich sind weitere besondere Anforderungen zu erfüllen, die teilweise über die Anforderungen der vorgenannten Bewertungssysteme hinausgehen.
DGNB – Deutsches Gütesiegel Nachhaltiges Bauen
Die DGNB-Zertifizierung ist die in Deutschland am häufigsten angewandte Methode zur Bewertung der Nachhaltigkeit eines Gebäudes. Es handelt sich um ein deutsches Label, welches seit 2009 von der DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) verliehen wird.
Innerhalb der Zertifizierung gibt es unterschiedliche Qualitätsstufen Platin, Gold, Silber oder Bronze.
Die Bewertungskriterien sind in 6 Bereiche gegliedert:
Zertifizierungen sind für eine Vielzahl von Gebäudetypen möglich (z.B. Büro und Verwaltung, Wohngebäude, Logistik und Industrie).
BNB – Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen
Das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) ist ein Instrument zur Planung und Bewertung nachhaltiger und in der Regel öffentlicher Bauvorhaben.
Es erfolgt eine Betrachtung auf den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes und beinhaltet Aspekte zur ökologischen Qualität, ökonomischen Qualität, soziokulturellen und funktionalen Qualität, technischen Qualität, Prozessqualität, sowie Standortmerkmale.
BNB wird vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen BMWSB in einer Selbstverpflichtung für öffentliche Gebäude des Bundes angewendet. Inhaltlich ist es weitestgehend deckungsgleich zum DGNB-System.
LEED – Leadership in Energy and Environmental Design
Die LEED-Zertifizierung ist ein Zertifizierungsverfahren zur Bewertung der Nachhaltigkeit eines Gebäudes. Es wurde vom US Green Building Council entwickelt und ist das weltweit meistverbreitete Verfahren zur Nachhaltigkeitszertifizierung.
Verschiedene Länder haben eine länderspezifische Version adaptiert. Ein deutsches LEED gibt es nicht, was bedeutet, dass in Deutschland nach amerikanischem Standard zertifiziert wird. Vergleichbar zu DGNB und anderen Systemen hat auch LEED verschiedene Varianten für Gebäudetypen wie Bürogebäude, Hotels, Krankenhäuser etc.
Internationale Investoren entscheiden sich auch in Deutschland gerne für LEED. Eine Zertifizierung ist möglich in 4 Qualitätsstufen: Platin, Gold, Silber oder Certified.
NaWoh
Das Qualitätssiegel Nachhaltiger Wohnungsbau wurde 2011 von Immobilien- und Wohnungsbauverbänden initiiert. Die Zertifizierung umfasst die Kriterien Wohnqualität, soziale und funktionale Qualität, technische Qualität, ökologische Qualität, ökonomische Qualität und Prozessqualität.
BREEAM
BREEAM ist ein Bewertungssystem für die Nachhaltigkeit von Gebäuden und Immobilien. Das Ziel von BREEAM ist es, eine umfassende Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden zu ermöglichen. Dabei werden verschiedene Aspekte berücksichtigt, wie zum Beispiel Energie- und Wasserverbrauch, Bauweise und Materialien, Gesundheit und Komfort der Nutzer sowie die ökologischen Auswirkungen des Gebäudes.
LEVEL(S)
LEVEL(S) ist ein relativ junges Label, es wurde 2017 von der EU-Kommission als europäisches Instrument installiert. Aktuell gibt es die Möglichkeit Wohn- und Bürogebäude zu zertifizieren. Inhaltlich sind weite Teile vergleichbar mit DGNB oder auch LEED.
BiRN
Die BNK-Zertifizierung des Bau-Institut Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit (BiRN) stellt eine Möglichkeit zur ganzheitlichen Nachhaltigkeitsbewertung von Wohngebäuden dar.
Wer entscheidet, ob ein Gebäude zertifiziert wird?
Es ist die Entscheidung des Bauherrn / Investors, ein Gebäude nachhaltig zu zertifizieren. Je nach Fokus entscheidet er, mit welchem Gebäudebewertungssystem dies erfolgt.
Ein Gebäude kann durchaus auch mit mehreren Systemen zertifiziert werden. Beispielsweise kommt eine Kombination aus DGNB und LEVEL(S) oder DGNB und WELL in der Praxis recht häufig vor.
Wie läuft eine Gebäudezertifizierung ab?
In der Regel wird vom Fachplaner zuerst eine Vorzertifizierung durchgeführt, um Möglichkeiten und Aufwand einschätzen zu können. Danach wird entschieden, welche Zertifizierungstiefe angestrebt wird, z.B. DGNB Gold. Entsprechend wird dann unter Berücksichtigung der Systemkriterien geplant und ausgeführt.
Entscheidend ist, dass vor der Ausführung alle erforderlichen Produkt- und Systemdaten (z.B. EPD, technische Daten) geprüft und vom Fachplaner freigegeben werden müssen.
Der Bauleitung kommt bei nachhaltig zertifizierten Gebäuden besondere Bedeutung zu, um die nachhaltige Qualität zu sichern.
Kann man die Gebäudebewertungssysteme miteinander vergleichen?
Jedes Gebäudebewertungssystem setzt unterschiedliche Schwerpunkte. Darum lassen sich die Systeme nicht unmittelbar miteinander vergleichen.
Gibt es DGNB oder LEED zertifizierte Produkte oder Systeme?
Nein, eine Zertifizierung bezieht sich auf das Gebäude. Produkte und Systeme sind ein Baustein im Gesamtsystem Gebäude mit Auswirkung auf verschiedene Kriterien. Die nachhaltige Qualität eines Produktes oder Systems steht immer im direkten Zusammenhang zur verbauten Situation.
Was ist eine EPD?
EPD steht für Environmental Product Declaration somit für Umweltproduktdeklaration.
In einer EPD wird die Ökobilanz eines Produktes berechnet.
Zum Beispiel: Wieviel CO2 hat das Produkt emittiert, bis es das Werktor verlassen hat oder wie hoch war der Energiebedarf (erneuerbar/ nicht erneuerbar) für ein Produkt bei der Herstellung. EPDs basieren auf komplexen Berechnungen. Danogips stellt für zahlreiche Produkte EPD zur Verfügung.
Sie sind eine wesentliche Informationsquelle für die verschiedenen Gebäudezertifizierungssysteme.
Wie und wo kann eine Kreislaufwirtschaft im Trockenbau umgesetzt werden?
Innerbetriebliches Recycling:
Die Rückverfolgbarkeit ist gewährleistet. Allerdings ist eine sortenreine Sammlung des Verschnitts erforderlich.
Die technischen Rahmenbedingungen sind steuerbar, die juristischen Voraussetzungen vorhanden.
Fertighausindustrie / Handel:
Die Rückverfolgbarkeit muss gewährleistet sein. Ebenso ist eine sortenreine Sammlung erforderlich.
Auch hier sind die technischen Rahmenbedingungen steuerbar, die juristischen Voraussetzungen müssen noch geschaffen werden.
Rückbau / Baustelle:
Eine Rückverfolgbarkeit ist nur bedingt möglich. Die Recycle-Fähigkeit variiert.
Die technischen Rahmenbedingungen sind aufwändiger und juristische Voraussetzungen noch nicht ausreichend geschaffen.